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Wendezeit. Die deutsche Einheit im Spiegel von Künstlerbüchern aus der Sammlung Reinhard Grüner (Regensburg)
Staatliche Bibliothek Regensburg
26.02.2014 - 26.04.2014


30 Einträge (sortiert nach Künstler)
Seite 2 von 5

Ergebnisseiten:
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Autor 202Götze, Ekkeland
TitelBerliner Mauer. Todesstreifen
OrtMünchen
LandDeutschland
Jahr1992
EditionGötze, Ekkeland (Selbstverlag)
KünstlerGötze, Ekkeland
TechnikTerragrafien (29+4), Siebdrucke (3, farbig)
Ausstattung38 Blatt, 25,8 x 21 cm, Einband aus Beton mit originalgrafischen Vorsätzen und geprägtem Titel, im Impressum auf der Seite neben dem Titelblatt in Druckbuchstaben signiert "EKKELAND", datiert "90-92" und nummeriert. Die Materialien der Berliner Mauer sind auch die des Buches: Beton, Erde und Metall. Gedruckt wurde auf auf Zerkall-Echt-Bütten-Kupferdruck-Karton 350 g, hergestellt und gebunden wurde das Buch in der Werkstatt von Ekkeland Götze in München.
Auflage6/29 + VII
AnmerkungenEkkeland Götze ist seit Jahren damit beschäftigt, die Welt anhand seiner Terragrafien zu katalogisieren. Entscheidend ist für ihn dabei immer die Schnittstelle zwischen Natur und menschlicher Zivilisation. An dieser Schnittstelle legt er die Koordinaten seiner künstlerischen Forschungsarbeit an.
Die Terragrafien des Buches "Berliner Mauer. Todesstreifen" wurden gedruckt mit Erde von 29 bezeichneten Fundstellen im damals "noch bestehenden und bewachten "TODESSTREIFEN" zwischen den inneren und äußeren Sperranlagen der BERLINER MAUER." (aus dem Vorwort) Der Künstler wurde bei seiner Grabungstätigkeit von DDR-Grenzern verhaftet und zwei Stunden später wieder mit einem Sack Erde entlassen. Jeder der 29 Terragrafien wird die Wiedergabe eines sehr blassen Fotos gegenübergestellt, das die Mauer an der Grabungsstelle zeigt. Der ästhetische Reiz der Terragrafien steht im Kontrast zu der Schreckenssymbolik der Berliner Mauer und erhöht die innere Spannung des Buches. Die Doppelseite vor dem Titelblatt visualisiert die Mauer anhand von Schlüsselbegriffen ("Scheinwerfer", "Panzersperren", "Laufgitter", "Stolperdrähte" usw.), die als Terragrafie/Siebdruck wiedergegeben werden. Ähnliche Begriffe werden auf einer Textseite am Ende des Buches wieder aufgenommen. Die Seite davor (Terragrafie/Siebdruck) zeigt den Verlauf der Berliner Mauer, gibt die Fundstellen der Erden an und nennt (mit Datum) alle Opfer, die bei Fluchtversuchen und Ähnlichem an der Berliner Mauer umkamen.
Beiliegend das Packpapier mit der Nummer 6/29, in welches das Buch eingeschlagen war und Materialien zum Künstler und zu seinen weiteren Projekten, u.a. dem Amazonasprojekt des Künstlers, das er im Frühjahr 2000 auf einer Reise entlang dieses Flusses begann.
 Bilder Götze, EkkelandBilder Götze, EkkelandBilder Götze, Ekkeland
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Autor 159Kutulas, Asteris/Tietz, Udo (Hrsg.)
TitelAusdrückliche Klage aus der inneren Emigration. Texte und Grafiken aus der DDR
OrtEchternach
LandLuxemburg
Jahr1992
EditionEditions Phi
KünstlerHampel, Angela
Heisig, Johannes
Henne, Wolfgang
Lanzendörfer, Frank
Michel, Antoinette
Volmer, Steffen
Wahle, Frank
Wendisch, Trak
TechnikHolzschnitt (1), Siebdrucke (4), Lithografien (4)
AusstattungNicht paginiert, 34,1 x 26 cm, im Impressum von den Herausgebern signiert, die Grafiken von den Künstlern nummeriert und signiert, mit einem Nachwort der Herausgeber vom Dezember 1991, Pappband in bedruckter Zinkkassette
Auflage4/100
AnmerkungenWie dem Nachwort des Buches zu entnehmen ist, begann die Arbeit dazu bereits 1988. Das Ziel war, "signifikante Zeugnisse der inneren Emigration, in der wir uns alle, bewußt oder unbewußt, befanden, zusammenzutragen und zu publizieren." Wegen der Wende im Spätherbst 1989 und der damit verbundenen Ereignisse erschien dieses Künstlerbuch erst 1992. Die Herausgeber verweisen im Vorwort auch auf die "organisatorischen" Probleme bei der Produktion des Buches, "beispielsweise das Schmuggeln der ersten gedruckten Grafiken über die innerdeutsche Grenze auf zum Teil recht abenteuerliche Art und Weise." Zu dem "DDR-Zinksarg" (Asteris Kutulas) schreibt der Verleger Thomas Günther in seinem Verlagsprogramm 2010: "Eigentlich waren Zinksärge - das weiß ich - als ehemaliger Friedhofsarbeiter - nur der bürgerlichen Klasse und dem Adel vorbehalten, aber jede untergehende Gesellschaft verabschiedet sich mit ihrer eigenen Haptik."

"HINEINGEBOREN
Hohes weites grünes Land,/zaundurchsetzte Ebene./Roter/Sonnenbaum am Horizont./Der Wind ist mein/und mein die Vögel./
Kleines grünes Land enges,/Stacheldrahtlandschaft./Schwarzer/Baum neben mir./Harter Wind/Fremde Vögel." (Uwe Kolbe)

Texte von Hans Brinkmann, Kerstin Hensel, Uwe Kolbe, Gregor Kunz, Ina Kutulas, Frank Lanzendörfer, Steffen Mensching, Bert Papenfuß-Gorek, Kathrin Schmidt, Lothar Walsdorf und Hans-Eckardt Wenzel.
 
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Autor 607Hegewald, Andreas/Fleischer, Lutz/Kasten, Petra
TitelEisenbahnerehrenwort
OrtDresden
LandDeutschland
Jahr1991
EditionLeitwolfverlag
KünstlerHegewald, Andreas
Fleischer, Lutz
Kasten, Petra
TechnikSerigrafien
AusstattungNicht paginiert + vierseitiger Anhang (Leporello) mit einem Text von Dr. Hildegard Sauer, 21,4 x 13,3 cm, Kartonband mit Stempel "Vertrauliche Dienstsache" auf dem Vorderdeckel, auf dem Titelblatt zwei weitere Stempel ("Forschungsliteratur", "Der wissenschaftliche Verwendungszweck ist nachzuweisen"), im Impressum von den drei Künstlern signiert, handschriftlicher Text und Zeichnungen als Serigrafie wiedergegeben, Handdruck durch die HAUFENPRESSE Dresden
Auflage100/150
AnmerkungenDieses Künstlerbuch erschien anlässlich der Ausstellung "Nonkonforme Kunst - Illegale Bücher" im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek Dresden vom 15. September 1991 bis zum 5. Januar 1992. Die handschriftlich wiedergegebenen Texte sind - ebenso wie die Zeichnungen - absurd und fragmentarisch und scheinen nur als ironischer Seitenhieb auf den Sozialistischen Realismus der untergegangenen DDR Relevanz zu haben:
"Denk mal an die schönen/Blumen/Wieviel Zeit und wenig Geld/sie haben/wurschteln sich/durch’s ganze Leben/Ohne Hirn und/manchmal ohne Wasser."
Die Sächsische Landesbibliothek sammelt diese Untergrundpublikationen seit vielen Jahren. Dr. Sauer dokumentiert in ihrem Beitrag deren Stellenwert:
"Als seismografische Aufzeichnung politischer Bewegungen innerhalb des letzten DDR-Jahrzehnts hat diese Gegenkultur zum diktierten Sozialistischen Realismus einen außergewöhnlichen Beitrag geleistet." Sie weist auch darauf hin, dass die Leipziger alternativen Veröffentlichungen (ANSCHLAG, ZWEITE PERSON) deutliche Gesellschaftskritik betreiben. Die Künstler verlassen die innere Emigration, und die "deutlich formulierte(r) Anklage" gegen das DDR-Regime wird in den letzten fünf Jahren der DDR Thema des künstlerisch-literarischen Untergrunds.
 
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Autor 200Rückert, Claudia/Heinze, Frieder/Müller, Frank
TitelKeramische Arbeiten und Fahnen. Katalog
OrtLeipzig
LandDeutschland
Jahr1987
EditionGalerie Theaterpassage
KünstlerHeinze, Frieder
Müller, Frank
Rückert, Claudia
TechnikVerschiedene Techniken
AusstattungNicht paginiert, 20,9 x 22, 5 cm, kartoniert mit Kordel, Steckbindung am Holzstab und einer daran befestigten Keramik, auf dem hinteren Innendeckel mit Vermerk der Auflagenhöhe und den Signaturen der Beteiligten
Auflage180 Exemplare (Impressum); 150 Exemplare laut Frank Müller (Gespräch Mai 2011 in München)
AnmerkungenKatalogbuch anlässlich der Ausstellung in der Galerie Theaterpassage 1987, herausgegeben vom Staatlichen Kunsthandel der DDR, mit Texten von Sebastian Schmidt.
Der Katalog enthält in der Form eines Zitats aus Lewis Mumfords "Mythos der Maschine" (1967/70 in den USA erschienen) versteckte Systemkritik: "Ist auch keine unmittelbare und vollständige Rettung vor dem Machtsystem möglich, am wenigsten durch Massengewalt, so liegen doch die Veränderungen, die dem Menschen Autonomie und Initiative wiedergeben werden, in der Reichweite jeder einzelnen Seele, wenn sie erst einmal aufgerüttelt ist." Dieser Katalog steht damit in der Tradition der systemkritischen Literatur der 80er Jahre, die beinahe prophetisch das nahende Ende der DDR erahnen ließ - Jahre bevor die Mauer schließlich fiel. Enhalten sind:
- eine Keramik und ein Tonobjekt in Klarsichthülle von Claudia Rückert,
- Grafiken von Frieder Heinze und Frank Müller, von Ersterem mit eingebundenem Aquarell, von Letzterem auch mit Fotos von seiner Arbeit und einem Objekt. Beiliegend ausfaltbares originalgrafisches Plakat. Dieser Katalog ist ein wunderbares Beispiel interdisziplinärer Arbeit, das zeigt, wie intensiv junge Künstler mit den unterschiedlichsten Mitteln der Kunst der Entfremdung von ihrem Staat entgegen traten.
2011 schließt Frank Müller an diesen Katalog mit seinem Künstlerbuch "Zeit entsteht" an.
 Bilder Heinze, Frieder<br />
Müller, Frank<br />
Rückert, ClaudiaBilder Heinze, Frieder<br />
Müller, Frank<br />
Rückert, ClaudiaBilder Heinze, Frieder<br />
Müller, Frank<br />
Rückert, Claudia
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Autor 101Kowalski, Jörg/Tarlatt, Ulrich
TitelDes Kaisers Bart
OrtHalle/Bernburg
LandDeutschland
Jahr1990
EditionEdition Augenweide
KünstlerHeinze, Frieder
Süß, Klaus
Tarlatt, Ulrich
TechnikZinkografien (9, teilweise farbig)
AusstattungNicht paginiert, 36,8 x 30,4 cm, illustrierter Pappband in Pappkassette mit Schnürband, 9 signierte und teilweise datierte Zinkografien von Frieder Heinze (4), Klaus Süß (2), Ulrich Tarlatt (3). Texte (insges. 9 S.) v. H.U. Prautzsch (1 S. Einl. und 1 S. Text), J. Kowalski (2 S.), W. Bartsch (2 S.), P. Huckauf (1 S.), Th. Böhme (1 S.), F.F. Weyh (1 S.) und 2 S. über die Autoren und Künstler.
Auflage39/120 (plus 30 röm. num. Künstlerexemplare)
Anmerkungen6. Druck der Edition Augenweide
Die Geschichte Friedrichs I., genannt Barbarossa, ist ein Nationalmythos. Der Kaiser, der 1190 starb und der Sage nach seitdem im Kyffhäuser schläft, verkörperte immer die Hoffnung auf die nationale Einheit der Deutschen. 800 Jahre später, zum "Barbarossajahr 1990", erschien "Des Kaisers Bart", konzipiert als letztes deutsch-deutsches Künstlerbuch. Aus dem Vorwort von Hans-Ulrich Prautzsch: "Ungereimtheiten aber gibt es in Umbruchszeiten zuhauf und sie werden vor allem auf jenen Umstand zurückzuführen sein, nach dem es, wie Jean Thibaudeau mit Blick auf die pariser Studenten des Jahres 1968 feststellte, zuzeiten so ist, daß die Leute schneller denken als sie leben und zuzeiten schneller leben als sie denken. Nur so lassen sich die Paradoxa des letzten Jahres erklären. Die Beiträger dieser somit bevorworteten und also auch bevormundeten Anthologie wollen den Leser jedoch zu keinem der angegebenen Extreme überreden, sondern lediglich im Überschwang der Ereignisse etwas Besinnlichkeit, Nachdenklichkeit aufkommen lassen."
Am 31.7.1991 Gespräch mit U. Tarlatt über die grafische Technik Zinkografie, die im Westen ziemlich unbekannt war, aber in der DDR sehr beliebt, da man (im Gegensatz zu Lithos) die Zinkplatten in die eigene Werkkstatt tragen konnte und auch größere Formate möglich waren. Lithosteine waren in der DDR nicht leicht zu bekommen! Katalog "Zwischen den Seiten" (1992), S.66/67.
Beiliegend Faltkarte über die Buchpremiere der Künstlerbücher "Corse" und des "Des Kaisers Bart" in Hanau (Galerie ’88) am 16.02.1991.
 Bilder Heinze, Frieder<br />
Süß, Klaus<br />
Tarlatt, Ulrich<br />
Bilder Heinze, Frieder<br />
Süß, Klaus<br />
Tarlatt, Ulrich<br />
Bilder Heinze, Frieder<br />
Süß, Klaus<br />
Tarlatt, Ulrich<br />
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Autor 40Biskupek, Matthias
TitelSchwarz angesagt und andere bestechende Gefühle. Monströse Märchen
OrtGera
LandDeutschland
Jahr1989
EditionPirckheimer-Gesellschaft im Kulturbund der DDR/Institut für Buchgestaltung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
KünstlerHirsch, Karl Georg
TechnikHolzstiche (14, sw)
Ausstattung32 S., 29,5 x 17 cm, Broschur, als Blockbuch gebunden, Umschlag mit zusätzlichem Holzstich, herausgegeben von Jens Henkel, Konzept von Gert Wunderlich, im Impressum von Biskupek, Hirsch und Wunderlich signiert, auf dem Vorsatz mit Widmung von Matthias Biskupek für Reinhard Grüner, datiert 2. Juni 1990; letztes "Schönstes Buch der DDR"
AuflageII/40 (römisch nummerierte Künstler- und Verlegerexemplare) + 250 arabisch nummerierte Exemplare
AnmerkungenDie Geschichten sind bitterböse Satiren auf das Alltagsleben in der DDR (Desorganisation im Betrieb, Republikflucht u. Ä.), das ins Groteske übersteigert wird. Es wird z. B. von vier Männern berichtet, die bei einem Autounfall nach einer "Sauftour" umkamen ("Seine Schachtel schaffte kaum die Neunzig."). Man erfährt von drei alten Frauen, die ihr Land nicht mehr verlassen können ("Da müssmer nuh am Platze bleim,/wos Leben uns halt hingesetzt hat. - Sie sitzen und sitzen./Immer auf der Bank./Immer in der Gegenwart, die wunderbar heftig/herrscht.") Es erstaunt, dass dieses Künstlerbuch aus der Spätphase der DDR, das seine Kritik an der Gesellschaft in die Form der Satire kleidet, sogar im Kulturbund der DDR erscheinen konnte.

Beiliegend Zeitungsartikel über Biskupek, SZ 12./13.1.91.
 
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Wendezeit. Die deutsche Einheit im Spiegel von Künstlerbüchern aus der Sammlung Reinhard Grüner (Regensburg)
30 Einträge (sortiert nach Künstler)
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