Moderne Buchkunst seit 1960 - Eine private Sicht -  
   

Susann Hoch - Deutschland

E-Mail vom 11.02.2004

 

1.

Künstlerbücher mache ich seit meinem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig - dort ist mein Faible für selbst gemachte Bücher gewachsen und dort habe ich gelernt, wie man eigene Ideen auch handwerklich anspruchsvoll umsetzt. Als ich dann später mit Kindern und Jugendlichen im Bleilaus-Verlag Bücher machte, wurde die "gelernte Gestaltung" völlig über den Haufen geworfen und ich habe das Buch generell neu verstehen gelernt, als eine Art Lebensmittel. Durch die Kinder ist mein Verhältnis zum Künstlerbuch ein leichteres, spielerischeres geworden - ich sehe es heute als etwas, das ich sehr beweglich in verschiedenste Richtung entwickeln kann, vergleichbar einer Rolle, die man spielt.

 

2.

Fast alle meiner grafischen Arbeiten haben einen Bezug zu einem Text bzw. zu einem Thema, das man auch mit Worten umfassen kann. Manchmal bildet der Text einen thematischen Rahmen, der mir hilft, bei meiner Arbeit nicht abzuschweifen oder bei nur kurzen Arbeitsintervallen in eine bestimmte Stimmung, eine bestimmte gedankliche Richtung zu kommen. Mitunter ergibt sich auch erst während oder nach der Arbeit an einem Bild eine Beziehung zu einem gehörten / gelesenen Text. Dann beeinflusst er meine Ambitionen, ein Bild zu verändern oder weiter zu denken. Und manchmal gehen das Bildermachen und das Schreiben für mich unmittelbar ineinander über.

 

3.

Spannend ist es für mich, wenn Text und Bild sich gegenseitig hinterfragen, Ambivalenz zum Ausdruck kommt. Die Mengen an Text und Bild können stark unterschiedlich sein - letztlich muss es mich gestalterisch überzeugen, muss eine Authentizität für mich spürbar sein, egal ob es sich dabei um ein starkes Gefühl oder einen interessanten gedanklichen Ansatz handelt.